Wanda Chwastowska-Bystram: Ich habe Frauen betreut, die Kinder aßen
- Stichworte: Polen im Gulag / Widerstand / Verhöre / Folter / eisige Temperaturen / schwere Arbeit / Hygiene im Gulag / Beziehungen im Gulag / Hunger / Kinder im Gulag / Ratten
Wanda Chwastowska-Bystram gehörte nicht zu den Menschen, die Angst hatten. Als ihre Heimatstadt Lemberg von den Deutschen besetzt wurde, schloss sie sich im Alter von 23 Jahren der Heimatarmee an, der es in Zusammenarbeit mit der Roten Armee bald gelang, die Stadt von Hitlers Herrschaft zu befreien.
Doch gerade Wandas Mut beunruhigte die Sowjets. Sie befürchteten, dass sie sich auch gegen sie einsetzen könnte. Sie zogen es vor, die mutige junge Frau vorsorglich zu verhaften, brutal zu verprügeln und schließlich jahrelang in den Gulag zu verschleppen. Dort erlebte sie mörderische Kälte, Hunger, der viele in den Wahnsinn trieb, anstrengende Arbeit und ständige Attacken von Läusen, Wanzen und Ratten.
Sie kannte Mütter, die so am Boden zerstört waren, dass sie sich weigerten, ihre eigenen Kinder zu ernähren. Aber sie ließ sich nicht unterkriegen. Schließlich gelang es ihr, all die Entbehrungen zu überleben und nach ihrer Rückkehr ein wertvolles Zeugnis darüber abzulegen, wie die Tage im Vorhof von Stalins Lagern aussahen.